Bericht zu citysoftnet: Ein Handbuch zum Scheitern

FDP fordert mehr Pragmatismus statt ideologiegetriebene Eigenentwicklungen

Einmal mehr ist der Stadt Bern ein grosses Informatikprojekt entgleist. Wie viel bei der Einführung von citysoftnet falsch gelaufen ist, zeigt ein Untersuchungsbericht des Unternehmens PwC, welcher heute den Medien vorgestellt wurde. Die Bilanz ist ernüchternd: aus dem ebenfalls misslungenen IT-Projekt base4kids2 wurde zu wenig gelernt. Die FDP fordert deshalb die Stadt Bern mit Nachdruck auf, bezüglich IT-Projekte neue Organisationsansätze zu suchen. Zudem bleibt die Frage offen, wer die Verantwortung für das neueste IT-Debakel trägt.

«Der Bericht von PwC zu citysoftnet liest sich wie ein Handbuch zum Scheitern», bilanziert FDP-Stadtrat Nik Eugster. Als Mitglied der Kommission Soziales, Bildung und Kultur (SBK) konnte er den Bericht bereits im Detail studieren und ist ernüchtert, denn es wurde ziemlich alles falsch gemacht: Die neuen Prozesse wurden ungenügend analysiert, es fehlten Ressourcen und Kompetenzen, die Mitarbeitenden wurden nicht ausreichend mit ins Boot genommen, die Menge und Ausgestaltung der Schulungen war unzureichend und Probleme wurden nicht genügend schnell nach oben getragen.

«Was mich besonders verärgert ist, dass aus bisherigen Fehlern kaum gelernt wurde», so Eugster. Bereits im Untersuchungsbericht zum gänzlich misslungenen IT-Projekt base4kids2 kam der für die Aufarbeitung mandatierte Rechtsanwalt Dr. Ueli Friederich im Jahr 2022 zum Schluss, dass die städtische Projektleitung nicht über hinreichende personelle und fachliche Ressourcen verfügte. Einmal mehr wurde mit citysoftnet ein grosses IT- und Transformationsprojekt in erster Linie in der Direktion für Bildung, Soziales und Sport (BSS) initiiert und durchgeführt, obschon gemäss PwC-Bericht nachweislich weder Ressourcen noch Kompetenzen dazu vorhanden waren. Auch die Direktion Sicherheit, Umwelt und Energie (SUE) war am Projekt beteiligt und wird im Bericht scharf kritisiert.

Grosse IT- und Transformationsprojekte müssen direktionsübergreifend von einer zentralen städtischen Stelle mit entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen geleitet werden, fordert die FDP Stadt Bern. Der Gemeinderat muss nun aufzeigen, wie das künftig geschehen soll. Zudem stellt sich erneut die Frage, warum die Stadt Bern ein Projekt wie citysoftnet selber stemmen muss und sich nicht mit dem Kanton koordiniert. Dieser wird bald mit NFFS eine Fallführungssoftware einführen, welche von Gemeinden und Städten übernommen werden soll. Schon beim gescheiterten Projekt base4kids2 hat sich gezeigt, wohin ein Alleingang der Stadt Bern führen kann. Die FDP Stadt Bern fordert mehr Pragmatismus statt ideologiegetriebene Eigenentwicklungen und Sonderlösungen.

Und es stellt sich noch immer die Frage, wer die Verantwortung für das citysoftnet-Debakel trägt. Die Versäumnisse und Ursachen liegen nun auf dem Tisch. Die Folgen aus dem misslungenen Projekt haben nicht nur finanzielle Auswirkungen auf die bereits stark belastete Stadtkasse, das Projekt hat auch weitreichende menschliche Auswirkungen, betont Chantal Perriard, Co-Präsidentin der FDP Stadt Bern und Vizepräsidentin der Sozialhilfekommission der Stadt Bern: «Die zwischenzeitlich stark verzögerten Auszahlungen betrafen die sozial Schwächsten. Zudem waren die Mitarbeitenden der betroffenen Ämter so stark belastet, dass es zu unzähligen Kündigungen und vielen Krankschreibungen kam. Wer Verantwortung trägt, muss nun Verantwortung übernehmen.»

 

 

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